Paddeln um Korsika 2014
mit Klepper Langeiner
© Bilder und Text Klaus Goerschel
Teilstrecke 2
Solenzara - Ajaccio
10 Paddeltage, 201 km
9. Paddeltag 22 km
Montag 12.5. Flugplatz Solenzara – Camping Fautea Der Wind hat mit 3 Stärken auf Ost gedreht. Wir frühstücken alle gemeinsam. Es kostet mich einige Überwindung bei eintönigem Himmelsgrau und hohen Wellen auf die See hinaus zugehen. Die gastliche Atmosphäre hält mich natürlich auch zurück. Aber ich muss weiter und breche 10 Uhr auf. Er empfiehlt mir den Campingplatz in Fautea. Wir kommen noch weiter ins Gespräch und ich freue mich, dass diese Unterhaltung auf Französisch so gut geklappt hat.
Obwohl ich schon 16 Uhr die Bucht von Fautea erreiche, beschließe ich, hier den Paddeltag zu beenden. Der Wirt eines Campingplatzes auf einer Anhöhe weist mir einen kleinen geschützten Platz direkt an der Abbruchkante zum Strand hinunter zu. Ich bin begeistert. Bis 19 Uhr renne ich vom Strand hinauf zum Campingplatz und zurück, bis ich das Zelt, alle Beutel und den Kocher zu mir hinaufgebracht habe. |
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10. Paddeltag 24 km
Dienstag 13.5. Camping Fautea – Bucht von Caratagio Die Nacht war ruhig. Gut ausgeruht und voller Elan stehe ich 6.30 Uhr auf und beginne sofort mit dem Packen. Ohne zu frühstücken schleppe ich die Säcke zum Boot hinunter. Die morgendliche Gymnastik tut gut. Die Sonne brennt zwar schon wieder unbarmherzig, was man durch die Windstille umso mehr empfindet, aber es hat über Nacht etwas abgekühlt. Auch die See ist ruhig, sodass ich guter Hoffnung bin heute wieder ein gutes Stück nach Süden zu kommen.
Beim Kap Capicciola peile ich gleich direkt das Kap Chiappa an. Ist es wirklich dieses Kap oder vielleicht doch nur das Kap Ciprianu? Ich kann es nicht so genau sagen. Jedenfalls habe ich eine Seestrecke von 5 bis 6 km vor mir. Nach einer knappen Stunde hatte ich ca. 3 bis 4 km hinter mir und will mich ernsthaft davon überzeugen, ob ich nicht doch schon die Bucht von Porto Vecchio quere. Komisch, dass ich nicht ein Boot oder Schiff in diesen ziemlich großen Trichter ein oder ausfahren sehe. Ich müsste doch Porto Vecchio aus dieser Entfernung erkennen. Im Windschatten der großen Halbinsel paddele ich dann weiter südwärts in die kleine Bucht Bona Matina hinein. Zu spät merke ich, dass ich mitten im Naturistenzentrum bin und fahre gleich weiter die Felsküste südwärts entlang. Aber ein nahe gelegener Pfad zeigt mir an, dass der Strand häufig begangen ist. Also paddele ich weiter bis zur Bucht Carataggio. Womit ich nicht gerechnet habe, ist der düsenartige Wind, der aus der Bucht herausfegt, sodass ich sie nicht einmal queren kann. Wieder muss ich Paddelschlag um Paddelschlag kämpfen. Am Ende der Bucht sehe ich einen Naturisten nervös am Strand hin und her laufen. Ich weiß, was er mir sagen will, aber ich kann nicht mehr ausweichen und paddle auf den Strand zu.
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11. Paddeltag 20 km
Mittwoch 14.5. Bucht von Caratagio – Bucht von Rondinara
Nach gut einer Stunde liegt die Palombaggia Bucht vor mir und irgendwie treibt es mich, einen Kaffee zu trinken. Kaum habe ich mich dem Strand auf Rufweite genähert, da sehe ich Evi winkend auf meine Landestelle zu laufen. Soviel Zufall kann es doch gar nicht geben. Aber ja, es sind Hanspeter und Evi, denen ich hier an Korsikas Küste zum dritten Mal begegne. Wir freuen uns alle unbändig und wissen diesen herrlichen Zufall zu schätzen.
Der Wind lässt zwar etwas nach, trotzdem erreiche ich das Kap Rondinara nur mit Müh und Not. An der Nordküste finde ich nach kurzer Suche einen groben Kiesstrand wo ich mein Zelt aufbauen kann. Den Kies-Platz zum Zelten muss ich leider erst mit dem Klappspaten begradigen. Eine windstille Kochstelle finde ich erst nach längerem Suchen und Testen. Aber ich habe ja Zeit und fühle mich hier sicher. Zum Abendessen gibt es gebratene Eier mit Paprikawurstscheiben. |
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12. Paddeltag 7 km
Donnerstag 15.5 Bucht von Rondinara – Golf von Amanza, Nach der kalten Nacht warte ich bis die Sonne mein Zelt aufgewärmt hat und stehe erst 8.30 Uhr auf. Ich schaue über die Bucht. Es ist ein herrlicher Morgen unter strahlend blauem Himmel. Das Meer liegt tiefblau in völliger Ruhe vor mir und die Felsen leuchten in der Sonne karmesinrot auf. Es ist windstill aber ziemlich frisch! Auch genieße ich es kurze Wege zum Boot zu haben.
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13. Paddeltag 12 km
Freitag 16.5. Golf von Amanza – Plage de Piantrarella,
Erst paddele ich am Strand entlang auf den steilen weißen Felsen Focchi Bianci zu. Dann peile ich die Plage des Tamaris auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht an. Schon bald erhebt sich ein frischer Südost mit 3 Windstärken, sodass ich mit diesem Wind im Rücken Tamaris aufgebe und sofort auf das Kap Capicciolu zu paddle. Punta di Capicciolu kann ich noch gut umrunden, aber der nachfolgende Kurswechsel auf Südwest beschert mir sofort heftigen Gegenwind. Es ist bereits 2 Uhr Nachmittags, als ich endlich eine Sandbucht hinter Cala Longa erreiche und ohne große Brandung anlegen kann. Die Bucht liegt sehr geschützt, aber zwischen den Lavezzi Inseln und der Küste düst ein starker West durch die Straße von Bonifacio, sodass das Meer von weißen Gischthauben bedeckt ist.
Auf einer geschotterten Pistenstraße, von der aus ich einige wunderschöne Ausblicke auf die Inseln, die Straße von Bonifacio und die Berge von Sardinien habe, geht es parallel zur Küste bis zum Parkplatz der Bucht Piantarella. Diese Bucht scheint ein Paradies für Windsurfer auch mit Paragleitschirm zu sein. Von dort aus ist es nur noch 1 km auf gut asphaltierter Straße bis zum Campingplatz "Des Iles". Der Campingwart ist sehr freundlich und bietet mir an, mein Boot mit dem Auto hierher zu transportieren. Ich bin hoch erfreut und wir fahren mit einem Pickup zum Strand, um Boot und Packsäcke zu laden. Auf dem Heimweg stehe ich auf der Ladefläche und muss dass Boot festhalten. Ich bin heilfroh, als wir vor den Sanitäranlagen Halt machen und Boot und das ganze Gepäck abladen. Eine große Ruhe kommt über mich.
Ich baue mein Zelt auf und koche mir etwas zu essen. Dann setze ich mich auf eine Bank und genieße das Gefühl der Geborgenheit und freue mich auch morgen einen Ruhetag zu haben. Außerdem bin ich gespannt, die Stadt Bonifacio, von der ich schon so viel gehört hatte, endlich zu sehen und zu erleben. Hier wartest du so lange, bis du durch die Straße von Bonifacio paddeln kannst, sage ich mir und gehe mit einem guten Gefühl zu Bett. |
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3 Wartetage Camping Les Iles
Sonnabend, Sonntag, Montag Immer noch ist es sehr windig und kühl und so bin ich froh, hier geschützt zu liegen. Es stellt sich außerdem heraus, dass trotz der 4 km Entfernung dies der nächstgelegene Campingplatz von Bonifacio ist, der berühmten Stadt auf den Felsklippen, die ich mir ohnehin genauer ansehen wollte. So entscheide ich mich gleich am Sonnabend schon nach Bonifacio zu laufen. Meine Schweizer Nachbarn, die sich außerordentlich für mein Kajak interessieren, bieten mir an, mich im Campingbus bis nach Bonifacio mitzunehmen. Um die Klippen von Bonifacio besser ins Bild zu bekommen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Leuchtturm.
In der Piantarella Bucht herrscht ein kräftiger Ostwind, den die Windsurfer mit Paragleitschirm nach allen Regeln der Kunst nutzen. 17 Uhr treffe ich bei leichtem Regen wieder in „Les Iles“ ein. Vorsichtshalber baue ich mein Tarp über das Zelt. Ich bin mir sicher, dass ich morgen noch nicht aufbrechen werde.
Meine Nachbarn Gerd und Birgit nehmen mich noch nach Bonifacio mit. Mein erster Gang gilt gleich der Capitainerie und dort dem Computer mit der Wetterkarte. Kein Regen für morgen und wenig Wind. Wie ein Schauer kommt es über mich und ich sage mir: Morgen brichst du auf. Später esse ich noch etwas und fasse trotz Kälte und Regen den Entschluss morgen früh aufzubrechen. Den Campingwart informiere ich, mein Kajak morgen früh 8 Uhr zum Strand zu bringen. Er schaut mich fragend an, aber ich zücke schon die Geldbörse, bezahle die bisherigen Übernachtungen und bitte ihn pünktlich zu sein. Er streicht das Geld ein, sagt nichts mehr und nickt nur. |
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14. Paddeltag 24 km
Dienstag 20.5. Plage de Piantrarella – Bucht von Chevanu Voller Erwartung auf den morgigen Tag habe ich die Nacht unruhig geschlafen. Immer wieder ging es mir durch den Kopf: „Durch die Straße von Bonifacio!“ Was habe ich darüber schon gehört und gelesen. In den Revier- und Küstenhandbüchern für Segler wird vor dieser Passage zwischen Korsika und Sardinien eindringlich gewarnt. Die Düsenwirkung zwischen den beiden Inseln, die vor allem durch die hoch aufsteigenden Berge verursacht wird und das sowohl bei West- als auch bei Ostwind, sorgt für hoch brechende Wellen, die natürlich in der Nähe der Felsenklippen am gefährlichsten sind.
Nur ein Gedanke beseelt mich, ich muss so schnell wie möglich durch die Straße von Bonifacio. Wenn hier der Wind auf West dreht kommst du keinen Zentimeter voran, dann musst du zurück paddeln. Ab und zu blinzelt die Sonne auf die sagenhafte Stadt auf den Klippen.
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15. Paddeltag 12 km
Mittwoch 21.5 Bucht von Chevanu – Bucht von Roccapina Kurz nach 6 Uhr aufgestanden und sofort flott gepackt, damit ich die morgentliche Ruhe wenigstens ein zwei Stunden ausnutzen kann.
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16. Paddeltag 32 km
Donnerstag 22.5. Bucht von Roccapina – Plage von Campomoro Es hat mich nicht gehalten in der Roccapina Bucht. Trotz Windstärke 3 wage ich mich 7 Uhr morgens hinaus auf die See. Aber am Kap Murtoli packen mich gleich 4 Windstärken von hinten. Wieder musste ich höllisch aufpassen, aber ich gewöhne mich daran und genieße es irgendwie trotz aller Gefahr so schnell voran zukommen. Kurz vor dem Zivia Kap flaut der Wind etwas ab. Im Golf von Tizzano wird es noch ruhiger. Ich habe vor, hier zu frühstücken und freue mich schon unbändig auf eine heiße Tasse Kaffee. Außerdem hoffe ich, in Tizziano einen Laden zu finden, um mal wieder etwas Frisches einzukaufen. Vor einem Hotel in Tizzano frage ich einen Mann nach einem Laden. Er sagt, es würde wohl noch alles geschlossen sein, aber ich solle noch mal vorbei kommen, wenn ich nichts finde.
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17. Paddeltag 36 km
Freitag 23.5 Plage von Campomoro – Plage de Portigliolo Nachts hat es geregnet. Heute Morgen blinzelt die Sonne auf den Strand, aber das Zelt trocknet so schnell nicht und das Packen dauert länger. Ein alter Herr, der schon sportlich früh auf den Beinen ist, fragt mich neugierig wohin es gehen solle. Als ich Propriano sage, rät er mir ab, denn da sei der Strand sehr steil. Ich weiß wie gefährlich Brandung sein kann, wenn der Strand steil ansteigt und so entschließe mich, Propriano nicht anzusteuern. Ich rufe ihm noch zu er möge mir unbedingt die Bilder zukommen lassen und Jean verspricht es. Hier sein Ergebnis.
Zu einer warmen Mahlzeit bin ich nicht mehr fähig und esse Brot und Käse. Ich sitze noch lange auf meinem Stuhl und genieße die Ruhe, die sternenklare Nacht und die Lichterkette an der Küste von Ajaccio, bis ich mich dann schlafen lege. (Ich rufe meinen Freund Horst an, der Im Augenblick mit Ilona seiner Frau Urlaub in Korsika macht. Vielleicht können wir uns am |
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18. Paddeltag 12 km
Sonnabend 24.5. Plage de Portigliolo – Ajaccio, Als ich heute Morgen aufwache, fühle ich mich erstaunlich wohl und habe das Gefühl, die Anstrengung von gestern überwunden zu haben. Es ist großartig. Ajaccio liegt in der Morgensonne und ich freue mich schon, diese Stadt, die eng mit dem Namen Bonaparte verbunden ist, kennenzulernen. Sie sind neugierig und lassen sich das Boot erklären, klären mich andererseits auch über ihre Ausrüstung auf. Mit ihrem Schnorchel und ihren Motoren sind sie auf der Jagd mit der Harpune. Auf meine Frage nach einem Campingplatz in Ajaccio zeigen sie mir die genaue Richtung, in die ich paddeln müsste. Damit ist mir sehr geholfen und ich bereite mich innerlich darauf vor 12 km quer über die Bucht von Ajaccio zu paddeln.
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Umpaddeln Korsika Teil 3 |
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